Bild Arbeitszimmer

Lehrer im Home-Office

Während in der letzten Woche immer mehr Menschen ins Homeoffice wechseln mussten, haben die Schulen nun seit bald zwei Wochen geschlossen. Einige Eltern haben sicherlich bemerkt, dass ihre Kinder Hausaufgaben bekommen haben. Vielleicht fragen sich einige aber, was die Lehrer eigentlich in dieser Zeit machen. Drehen sie bei sich zu Hause Däumchen oder nutzen sie die digitale Technik für einen dezentralen Unterricht? Hier ein Einblick in das derzeitige Arbeitsleben der Lehrer der Gottlieb-Daimler-Schule 1 in Sindelfingen.

In den ersten Tagen der Schulschließung wurde vor allem ein Problem deutlich: Das deutsche Internet scheint noch nicht recht auf digitalen Unterricht vorbereitet zu sein. So haben alle Lehrer in den verschiedenen Abteilungen versucht, mit den Schülern Apps zur digitalen Kommunikation einzurichten. Die Server der verschiedenen Anbieter zeigten beinahe alle das gleiche Bild: Wegen Überlastung vorerst nicht erreichbar. So blieb allen Beteiligten nichts anderes übrig, als Aufgaben in Dateien über Cloudanbieter oder in Papierform zu verteilen sowie E-Mailverteiler zu nutzen. Vor allem der E-Mailverkehr bei Rückfragen oder zur Abgabe von erledigten Aufgaben steigert sich bis heute in noch nicht gekannte Höhen.

Zum Glück schraubten App-Anbieter wie Microsoft ihre Serverleistung schnell nach oben, wodurch das Schul-IT-Team bereits nach einigen Tagen Klassengruppen eingerichtet konnte. Schüler und Lehrer haben so die Chance, einfacher und direkter zu kommunizieren. Vor allem bei Schülern, die vor ihren Abschlussprüfungen stehen, zeigt sich, dass der Bedarf an Betreuung hoch ist. Ob Übungsaufgaben, Hilfestellungen bei der Bearbeitung, Korrekturbitten oder Rückfragen zur kommenden Prüfung, über das Internet stehen die Lehrer in regem Kontakt mit ihren Schülern.

Darüber hinaus zeigen sich viele Lehrer bei der Bereitstellung verschiedener Inhalte höchst kreativ. Manche erstellen selbst Lernvideos, laden in virtuelle Klassenzimmer ein, um mit Schülern Aufgaben zu besprechen oder erstellen interaktive Arbeitsblätter. Sie arbeiten sich in Apps wie Padlet, MS Teams oder WebUntis ein, um möglichst flexibel auf Schüler eingehen zu können. Auch Videokonferenzen, bei denen zeitgleich der Lehrerbildschirm als Tafel angezeigt wird, finden immer häufiger Eingang in den digitalen Unterricht. Um individuell Tipps zu geben, zeigen auch Fremdsprachenlehrer viel Ausdauer, da sie regelmäßig Podcasts oder Audiodateien von Schülern erstellen lassen, um diese dann sprachlich zu analysieren. Das kann zwar das klassische Unterrichtsgespräch nicht ersetzen, bietet aber immerhin die Möglichkeit, dass Schüler ohne Scham das Sprechen üben.

Gerade an einem Berufsschulzentrum mit großem, teils ländlichem Einzugsgebiet zeigen sich aber die Grenzen des digitalen Unterrichts. Während am Technischen Gymnasium alle Schüler zu Hause Zeit haben, Aufgaben zu erledigen, gehen viele Berufsschüler nun auch am Berufsschultag zur Arbeit. In kleineren Handwerksfirmen läuft der Betrieb weiter und auch Auszubildende müssen mit anpacken. Ein gemeinsamer Termin, an dem die Schüler der ganzen Klasse erreichbar sind, wird damit komplizierter abzustimmen und verschiebt sich oft auf die Zeit nach Feierabend. Der Unterricht findet aus diesem Grund nicht mehr nur morgens oder mittags statt, sondern verteilt über den Tag bis in die Abendstunden.

Hinzu kommt, dass Schüler in ländlichen Regionen oft nicht die Möglichkeit haben, an Videokonferenzen vollumfänglich teilzunehmen. Ein Internet-Breitbandausbau existiert nicht in jeder Gemeinde. Sie können zwar weiterhin Unterrichtsergebnisse erhalten, selbst aber nur bedingt dem Videounterricht folgen. Die meisten Schüler haben zwar ein Smartphone, doch auch das Handynetz kommt in einigen Regionen an seine Grenzen.

Und selbst wenn Schüler digital gut vorbereitet wurden, wie beispielsweise die Tablet-Klassen der GDS1, muss trotzdem der Wille zur Mitarbeit bestehen. Im klassischen Schul-Unterricht finden andere gruppendynamische Prozesse statt und Schüler haben nicht so viele Möglichkeiten abgelenkt zu werden wie zu Hause. Als Lehrer kann man im Unterricht einfacher auf einzelne Schüler und deren Probleme eingehen.

Ein Weg individueller Beratung ist jetzt vor allem über die Begutachtung von Hausaufgaben möglich. So lässt sich auch schnell erkennen, wer die Aufgaben tatsächlich bearbeitet hat und wer lieber seine Freizeit genießt.

Es bleibt festzuhalten, dass der Unterricht fortgesetzt wird. Mit einigem Aufwand ist es auch in diesen schwierigen Zeiten möglich, allen Schülern ein passendes Lernangebot zu präsentieren. Der persönliche Kontakt wäre den Lehrern trotzdem lieber. Im direkten Klassengespräch lassen sich viele Probleme und Unklarheiten schneller lösen als über das Internet.

 

 

Christopher Humke

Gottlieb-Daimler-Schule 1

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