Es gibt nicht nur Corona

Man möchte meinen, dass es außer dem Corona-Virus nichts anderes mehr gibt, worüber man reden könnte. Bei genauerer Betrachtung offenbaren sich jedoch aktuelle Themen, die weiterhin bedeutsam bleiben. An der Gottlieb-Daimler-Schule 1 nutzen wir für die dualen Ausbildungspartner, Aus- und Weiterbildungsinteressierte im Fachbereich industrielle Beschichtungstechnik eine jährliche Plattform, um branchenspezifisch über genau diese Themen zu informieren und zu diskutieren. Denn die Industrie 4.0 und der Fachkräftemangel beschäftigen Betriebe auch derzeit.

Eine Konferenz, in der sich Dutzende Firmenvertreter aus Süddeutschland treffen, Kaffeepausen und angeregte Gespräche, so etwas ist derzeit natürlich nicht vorstellbar. Der Wechsel in den digitalen Raum ist allerdings nichts außergewöhnliches mehr. Mit dem Wissen der letzten Monate konnte die alljährliche Plattform für Aus- und Weiterbildung daher im neuen Gewand online stattfinden und sogar mehr Betriebe erreichen als üblicherweise.

Passend zum digitalen Treffen spielte die Digitalisierung der Industrie eine Hauptrolle der Plattform. Versuchte man bisher Abläufe mit Computern zu unterstützen, ist der nächste Schritt die volle Automatisierung. Beginnend bei den Daten des Kunden und der Auftragsvergabe, über die Fertigung des Produkts bis hin zur Wartung, sollen Prozesse immer mehr von menschlichen Eingriffen entkoppelt und dezentralisiert werden. Dr. Oliver Tiedje, Ansprechpartner am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung, zeigte, wie sich die Industrie 4.0 im Bereich der Beschichtungstechnik umsetzen lässt. Mithilfe von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen werde in Zukunft die individualisierte Massenproduktion auf uns zukommen.

Gerade für mittelständische Betriebe stelle sich der Übergang zur Industrie 4.0 laut Tiedje weiterhin als große Herausforderung dar. Er unterstützt daher im Namen des Fraunhofer Instituts Firmen beim Aufbau ihrer digitalen Infrastruktur genauso wie bei der Fortbildung ihrer Mitarbeiter. So können sich Mittelständler neue Geschäftsmodelle erschließen und ihre Abläufe effizienter gestalten.

Will man diese Effizienz erreichen, wird augenscheinlich, dass auch der Mangel an Fachkräften dringend behoben werden muss. Durch öffentliche Auftritte wie der Plattform für Aus- und Weiterbildung macht die Gottlieb-Daimler-Schule 1 (GDS1) darauf aufmerksam, welche Möglichkeiten es für Firmen gibt, die sich mit Beschichtungstechniken auseinandersetzen. Mit der Ausbildung zum Verfahrensmechaniker können dringend gesuchte Stellen besetzt werden. Und wer dann noch tiefer in die Materie eindringen will, kann an der GDS1 seinen Fachschulabschluss mit dem Schwerpunkt der industriellen Beschichtungstechnik erwerben. Gefragt sind die Absolventen anschließend in allen Fällen und es kommt selten vor, dass sie nicht umworben werden.

Auf dem Weg dorthin will die GDS1 ihre Schüler dabei in Zeiten von Corona möglichst gut unterstützen. Neben der theoretischen Ausbildung kann ein anschaulicher Werkstattunterricht helfen, das Verständnis zu schärfen. Mit Hilfe der technischen Ausstattung der GDS1 assistieren sich die Werkstattlehrer gegenseitig, um auch im Homeschooling Einblicke in die Werkstatt zu ermöglichen. Stand bisher ein Lehrer vor der Klasse und hat allein den Unterricht gestalten können, wird der Onlineunterricht nun zu zweit gehalten. Ein Werkstattlehrer hält dabei eine Kamera und filmt den anderen Kollegen, der den Schüler mimt. Bei Messversuchen oder Lackierübungen fängt er so die Handgriffe ein, die eine Einsicht in die Materie für die Zuschauer erleichtern.

Mit der Plattform sollen den Ausbildern genau solche Eindrücke des Unterrichts veranschaulicht werden, damit sie auch selbst nachvollziehen können, was genau in der Schule passiert. Darüber hinaus plant die GDS1 auch in Zukunft, sich an den Herausforderungen der Zeit zu orientieren, um weiterhin möglichst eng mit den Ausbildungsbetrieben zusammenzuarbeiten, um eine umfassende und passgenaue Ausbildung zu ermöglichen.