Bildungsreise mal anders

Das deutsche Bildungssystem ist besonders. Es gibt zig Wege, einen Abschluss zu erlangen – an einer Berufsschule wie der Gottlieb-Daimler-Schule 1 findet man die meisten davon vor. Ein Grund, warum sich eine Gruppe Schülerinnen und Schüler aus Volterra aufgemacht hat, sich das in Sindelfingen mal genauer anzuschauen.

Die ersten vier Jahre verbringen alle Kinder noch gemeinsam an der Grundschule. Doch danach folgt schon die erste Entscheidung: Gemeinschaftsschule, Realschule und danach an eine Berufsschule oder ein berufliches Gymnasium oder doch direkt aufs Gymnasium? An beruflichen Schulzentren treffen zumindest viele Möglichkeiten zusammen: Hier kann man an der Berufsfachschule seinen Realschulabschluss nachholen, eine Ausbildung absolvieren, am Berufskolleg die Fachholschulreife oder am Technischen Gymnasium das Abitur erwerben.

Um sich diese Möglichkeiten einmal näher anzuschauen und um das duale Bildungswesen kennenzulernen, besuchten 30 Schülerinnen und Schüler einer Technischen Oberschule aus dem italienischen Volterra mit ihren beiden Lehrerinnen in dieser Woche die GDS1. „Für uns ist es spannend, mal zu sehen, wie eine Ausbildung hier abläuft und welche Abschlüsse man hier bekommen kann. In Italien hat man in einer Technischen Oberstufe nur sehr wenig Praxis, aber dafür anschließend einen Hochschulabschluss“, wägt Coranna Coradazzi ab, eine der Begleitlehrerinnen, die aus Berlin stammt, aber seit 23 Jahren in Italien lebt.

Schulleiter Jürgen Patermann und die Stellvertreterin Kerstin Oswald nahmen sich daher gerne die Zeit, um die Reisegruppe in der Schule herumzuführen und Fragen zu beantworten: „Wir engagieren uns schon seit Jahren in europäischen Austauschprojekten wie dem ERASMUS-Programm und sind grundsätzlich offen für Kontakte mit potentiellen neuen Partnerschulen.“

So geht es aufgeteilt in zwei Gruppen in die Werkstätten, in denen die Gäste sehen, was Azubis in der Praxis können müssen und wie der Unterricht aufgebaut ist. Neugierig fragen die italienischen Jugendlichen, wie die duale Ausbildung funktioniert. Wie man einen Hochschulabschluss erlangen kann, erklärten zuvor Italienisch-Schüler des Technischen Gymnasiums, die auf Italienisch Rede und Antwort gestanden haben. Sie stellten dar, welche Wege einem im deutschen System offenstehen und wie sie planen, in diesem Schuljahr ihr Abitur zu machen. Spannend wird im gegenseitigen Austausch, was am jeweils anderen Schulleben positiv ist. Praktisch, wenn man sich gegenüber steht und über die Schwächen und Stärken des eigenen Systems diskutieren kann – nebenbei bietet sich gleich eine Chance für die Jugendlichen des Italienischkurses der GDS1, ein wenig an ihren Sprachkenntnissen zu feilen und wer weiß, wann es einen der Schülerinnen und Schüler mal nach Volterra zieht.