Korrespondenten machen Schule (002)

„Fake News aufspüren“ – am TG der GDS 1 ist die Jagd eröffnet

„Zombie-Virus ausgebrochen“, „74-jähriger muss mit seiner Frau die Wohnung räumen, damit Flüchtlinge einziehen können“. Diese Meldungen verbreiteten sich am Freitagmorgen im Netz und im SWR-Workshop „Korrespondenten machen Schule – Fake News aufspüren“ an der Gottlieb-Daimler-Schule 1 in Sindelfingen auch unter den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern. Ziel des Workshops ist es, die Informations- und Medienkompetenz von Jugendlichen zu stärken und sie für den Alltag im Netz kritisch fit zu machen. Denn neben den Berichten der offiziellen Medien ist die virale Verbreitung von Mitteilungen in sozialen Netzwerken, in denen nahezu jeder zum Produzenten von Information werden kann, ein neuartiges Phänomen, bei dem es Orientierung braucht.

Sabrina Fritz vom SWR und dort für sechs Jahre USA-Korrespondentin sowie Filiz Tokat vom Landesmedienzentrum kamen zu diesem zweck an das Technische Gymnasium und hatten sowohl viele praktische Erfahrungen als auch umfangreiches Handwerkszeug für die Schülerinnen und Schüler im Gepäck. Eingangs berichtete Sabrina Fritz von ihren Eindrücken in den USA während der zwei grundverschiedenen Präsidentschaften von Barack Obama und Donald Trump. Insbesondere im letzten Wahlkampf seien massive Falschmeldungen und Desinformationen ein großes Problem innerhalb der Berichterstattungen gewesen.

Dann ging es für zwei Klassen des Profilfaches Technik und Management an fünf Stationen auf die Spurensuche. Meldungen und Fotos sollten auf ihre Echtheit überprüft werden. Doch wurde schnell deutlich, dass der Empfänger von Nachrichten mit Bewertungen auf den ersten Blick sehr oft danebenliegt, wenn er sich nicht die Mühe macht, einmal genauer nachzuforschen. Und so kamen der „Fakefinder“ oder die „Bilderrückwärtssuche“ zum Einsatz, die ein ums andere Mal scheinbar wahre Informationen, die mit Bildern belegt wurden, in einem falschen Kontext dargestellt oder mit speziellen Hilfsmitteln verfälscht wurden. An einer weiteren Station durften die Schülerinnen und Schüler selbst zu Nachrichtenproduzenten werden, indem sie eine wahre und eine falsche Meldung produzierten und den MitschülerInnen zur Bewertung vorlegten.

Historisch, auch das wurde thematisiert, seien Falschmeldungen nichts Neues. So manipulierte schon Bismarck mal selbst, mal über regierungstreue Presseorgane oder retuschierte Stalin seinen langjährigen Intimfeind Trotzki aus Revolutionsbildern heraus. Doch man müsse gar nicht nur auf die große Politik bis hin zum Oval Office schauen, da die Gefahr durchaus alltäglich sei. Ziel sei es eben oftmals, mit Hilfe von „Fake News“ bestimmten Einzelpersonen oder auch Personengruppen zu schaden bzw. sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Hier helfe nur genaues Nachfragen, zu den Quellen zu gehen und selbst genau zu recherchieren, anstatt sich bequem mit der einfach gelieferten Information abzufinden. Dass dazu häufig die Zeit fehle oder falsche Nachrichten leichter angenommen würden, weil sie in das eigene Weltbild passten, räumte Sabrina Fritz sehr wohl ein. Es helfe aber einzig stets skeptisch zu bleiben, um nicht in einer Filterblase zu landen und sich durchweg manipulieren zu lassen. Sie selbst sei trotz riesiger Entfernungen auch an die US-amerikanisch-mexikanische Grenze gefahren, um sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. Nur so habe sie einen wirklichen Eindruck von der realen Migrationsbewegung und ihrer Qualität gewinnen können, die in den Augen vieler Amerikaner die „Mauer“ von Trump nötig mache.

Eine andere Qualität habe die Berichterstattung für Journalisten vor Ort aber seit einigen Jahren auch auf anderem Wege erfahren, gab neben Fritz auch Magdalena Ebertz, die mit einem Kamerateam des SWR an die Schule gekommen war, unumwunden zu. Seit das Stichwort „Lügenpresse“ in die Welt getreten sei, komme es auf einschlägigen Veranstaltungen immer wieder zu handfesten Übergriffen auf Journalisten, um sie bei ihrer Arbeit zu behindern. Dieses Phänomen habe erst in jüngster Zeit an Relevanz gewonnen, unterscheide sich daher anders als die Falschmeldung nicht nur auf technischer Ebene von der journalistischen Tätigkeit früherer Jahre.

Die TG-Schülerinnen und Schüler waren eifrig bei der Sache. Konnten sie doch auch ihre Schultablets und Smartphones einsetzen und sich von der Vielfalt an Falschmeldungen, mehr noch aber von den effektiven Werkzeugen, um diese aufzudecken, überzeugen, und im eigentlich Kantschen Sinne aufklärerisch tätig werden.

Auch die Herkunft der eingangs zitierten Nachricht vom „Zombie-Virus“ konnte rasch geklärt werden, da in den USA ein Virus entdeckt worden war, der Rehe befalle und bei Ihnen zu erhöhtem Speichelfluss führe. Und dass die Meldung über die Zwangsräumung einer Wohnung auf drei dubiosen Plattformen erscheinen konnte, hatte klar zum Ziel, eine bestimmte Gruppe von Menschen zu schädigen. Dass das Grundgesetz eine solche Räumung ohne gesetzliche Grundlage und übergeordnetes Interesse verbietet, wussten die Schülerinnen und Schüler bereits zu Anfang des Workshops.

Die GDS 1 hat sich vorgenommen bei nächster Gelegenheit weitere Workshops dieser Art zu initiieren und auch andere Klassen davon profitieren zu lassen. So zum Beispiel auch die zukünftigen Eingangsklassen des TG. Die Anmeldungen für das kommende Schuljahr 19/20 laufen noch bis zum 1. März 2019. Wer sich noch einmal näher über den Weg zum Abitur am TG oder zur Fachhochschulreife an den BKs der GDS 1 informieren möchte oder womöglich den Tag der offenen Tür am 2. Februar verpasst hat, kann den Infoabend am 26. Februar in der Aula der Gottlieb-Daimler-Schulen dazu nutzen.

Weitere Informationen unter www.gds1.de

 

Dr. Stephan Scheiper

Gottlieb-Daimler-Schule 1

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